Ulfs erster Surftag

    Die Tür vom Bus rollt Richtung Heck und bleibt knackend im Scharnier hängen. Als nächstes spült eine Atlantikwelle ins Auto. Algen trocknen auf den großen Steinen vor dem Sandstrand, ein salziger Wind weht und alles fängt sich in den Nasenflügeln ein. Ulf steigt aus. Seine Flipflops knirschen auf dem sandigen Asphalt. Er schaut aufs Wasser. Die Wellen sind nicht zu groß und nicht zu klein: ein perfekter erster Surftag


    Marco ist Surflehrer bei Driftwood Travelling. Bevor er Ulf und die anderen Surfschüler in den Atlantik entlässt, gibt es Trockenübungen am Strand. Das Surfbrett gleitet auf drei Finnen durchs Wasser und kriegt so die nötige Stabilität in der Welle. Als die Finnen montiert sind, schmeißen sich alle (angehenden) Surfer auf den Bauch in den Sand. Erste Lektion: das Liegen und richtige Paddeln auf dem Brett. Po anspannen, Beine zusammen behalten, leichtes Hohlkreuz und dann die volle Kraft aus den Armen ziehen. Wer die Kobra aus dem Yoga-Unterricht beherrscht, kriegt auf dem Brett beste Haltungsnoten bescheinigt.

     

    "Ich glaube, das Neoprenanzug-Anziehen ist mit am anstrengensten am Surfen", meint Ulf und Marco lächelt nur mild. Er kennt den Atlantik in und auswendig, Welche Kraft in dem Meer steckt, wird auch Ulf schnell deutlich, als er warm eingepackt sein Brett ins Wasser schiebt. Eine kleine Welle erwischt das Board unterm Bug und spült es zurück in Richtung Strand - "Fuck". Nächster Versuch und es wird nicht der letzte am heutigen Tag sein. Die nächste Herausforderung: aus dem Wasser aufs Brett krabbeln und die Kobra danach. Gar nicht so einfach, die Beine auf dem wackeligen Untergrund parallel zu halten und dabei zu paddeln.

     

    Ulf dreht sein Brett mit der Nase Richtung Strand und schaut auf dem Bauch liegend zurück. "Da kommt was Ulf, guck nach vorne", Marco gibt letzte Anweisung. "Pass auf! Waaarte! Jetzt! Paddel, paddel, paddel!" Ulfs Arme bewegen sich aufgeregt wie die Flügel einer Windmühle. Die Welle erwischt ihn und trägt ihn mit Kraft 20 Meter Richtung Strand. Der Jubelschrei verstummt, als er vom Brett segelt und seinen ersten Schluck Atlantik nimmt. "Am ersten Tag steht keiner auf dem Brett. Da geht es echt nur darum, das Gefühl für das Board in der Welle zu kriegen." Marco hat schon viele Surfschüler begleitet und weiß auch um die Frustration am ersten Tag. "Das wird aber schnell besser und wer dann die erste Welle steht, vergisst dieses Gefühl sein Leben lang nicht mehr."

     

    Daran glaubt auch Ulf und paddelt zurück aufs Meer. Neue Welle, neues Spiel - immer und immer wieder lässt er sich von der Kraft des Atlantiks an den Strand zurück treiben. Das Brettgefühl scheint zu stimmen. Am Ende des Surfunterrichts liegt er alle Viere von sich gestreckt im Sand. Dann folgt ein großer Schluck aus der Wasserflasche. "Das macht riesen Spaß. Die Wellen haben sau viel Kraft und du bewegst dich da drin. Und schon alleine den ganzen Tag draußen zu sein, ist großartig." Also geht's morgen wieder los? "Auf jeden Fall. "Morgen wird gestanden."

    Text von Julia Kottkamp
    www.juliakottkamp.de


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    Kommentare: 3
    • #1

      Alex (Dienstag, 17 Juni 2014 16:17)

      Superschöner Artikel. Ich will auch hin...

    • #2

      felix (Dienstag, 17 Juni 2014 19:41)

      Vorwärts ulleee! Viel spass!

    • #3

      Lena (Dienstag, 17 Juni 2014 19:50)

      Alles geben Ulf! Und nicht den Spaß vergessen...